Anlässlich des zweiten MINT-Festivals der Stadtbibliothek Köln holten wir am 22. Oktober erneut den Kölner Science Slam in die Zentralbibliothek! Moderator Andreas Maier führte durch den Abend und erklärte vor ausverkauftem Saal zunächst das Prinzip der Science Slams:
Unter den Zuschauenden werden 10 Stapel mit Voting-Karten an möglichst weit auseinandersitzende Personen verteilt. Die Slammer*innen haben je 10 Minuten Zeit, ihr Forschungsthema vorzustellen. Eine Person aus dem Publikum wacht darüber, dass die Zeit nicht überschritten wird. Nach dem Vortrag kann sich das Publikum kurz beraten: Dann müssen die Personen mit den Voting-Karten jeweils eine Zahl von 1 bis 10 hochhalten! Aus den 10 Voting-Ergebnissen ergibt sich die Gesamtwertung für den gerade gesehenen Slam.
Kleine Sonderregel bei unserem MINT-Festival: Geslamt wird nur zu den Themen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Alles klar? Los geht’s!
Als erstes begibt sich traditionell ein Opferlamm auf die Bühne, damit das Publikum sich warmlaufen kann. Der Vortrag ist eine Testrunde für das Voting und geht nicht in die Endwertung ein.
Unser Opferlamm war Andreas Schäfer vom Karlsruher Institut für Technologie. Er sprach über Erdbeben und Tsunamis und legte großen Wert darauf, uns die logarithmische Magnitudenskala zu verdeutlichen: Wenn Magnitude 1 den Kalorien eines Apfels entspricht, dann entspricht Magnitude 3 mal eben den aufsummierten Kalorien von 100 Big Macs, 524 Chicken McNuggets und einem Beilagensalat. Und dabei ist Magnitude 3 noch gar nichts. Andreas erforscht Erdbeben ab Magnitude 8 oder 9!
Nach ihm ging Judith Alcock-Zeilinger als erste Slammerin des Abends in die Wertung ein. Die Mathematikerin der Universität Tübingen sprach über iagendwos mid Gruppn, genauergesagt über Gruppen von Handlungen, die die gleichen Symmetrie-Eigenschaften erfüllen. Oder kurz gesagt: die Gruppentheorie. Sie drehte Bierflaschen, spielte „Schiffe versenken“ für Fortgeschrittene und landete schließlich bei Teilchenbeschleunigern. Bäm!
Bier spielte auch bei Martin Enders eine wichtige Rolle. Seiner Bierflasche stellte er mittels App einen digitalen Zwilling zur Seite, der ihm Temperatur und Füllstand in Echtzeit übermitteln konnte, so dass er bald nicht umhin kam, sein langsam warm werdendes Bier schleunigst zu genießen. Dieser Zwilling war zwar nur Powerpoint-Magic, doch an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg forscht Martin an echten digitalen Zwillingen für Fertigungsanlagen. Daten aus der Anlage werden empfangen, gesammelt, visuell aufbereitet und zum Beispiel mit Sollwerten verglichen, so dass der digitale Zwilling eine Warnung schicken kann, wenn ein Produktionsstillstand droht.
Nächster Slammer, nächstes Thema: Christoph Steiner vom :metabolon Institute widmete sich dem hochaktuellen Thema Mikroplastik. Von Mikroplastik spricht man, wenn ein Plastikteil kleiner ist als 5mm. Das Projekt MicBin untersucht wie viel Mikroplastik sich zum Beispiel in Flüssen oder den Sickerwässern von Deponien findet. Christophs Kommentar zu Zeitungsartikeln, laut denen Mikroplastik auch im menschlichen Stuhl steckt: Wenn schon im Körper, dann am liebsten im Stuhl, denn dann kommt es zumindest hinten wieder raus!
In eine ähnliche Richtung steuerte auch der letzte Slam des Abends. Philipp Swoboda (Universität Bonn) sprach über das Düngen mit Gesteinsmehlen. Viele Gesteine enthalten einen Großteil der essentiellen Elemente, die Pflanzen für ihr Wachstum benötigen. Woran forscht nun aber Philipp? An Gülle! Er versucht die Frage zu klären, ob die Ammoniak-Emissionen von Gülle durch die Zugabe von Gesteinsmehl reduziert werden können. Das heißt für seinen Forschungsalltag: Gülle abzapfen, Gülle eintuppern, Gülledünste messen.
Ein letztes Mal zückte das Publikum die Wertungskarten und dann wurde es verkündet: „Gülle-Guru“ Philipp Swoboda (his words, not mine) gewann unseren diesjährigen MINTköln Science Slam! Herzlichen Glückwunsch!
Wir hatten unendlich viel Spaß und haben reichlich dazugelernt. Unser großes Dankeschön geht an Julia vom Science-Slam-Team, an das Moderatoren-Energiebündel Andreas Maier und an die mutigen Slammerinnen und Slammer. Der Kölner Science Slam findet übrigens regelmäßig statt. Für Termine und Locations schaut ihr am besten auf www.scienceslam.de nach. Dort könnt ihr euch auch melden, wenn ihr euch nicht vor, sondern auf der Bühne seht!
Mehr nerdige Events gibt es aber auch bei uns: hier bei geeks@cologne. Wenn ihr unseren Blog abonniert, bekommt ihr bei Veranstaltungsankündigungen eine Mail. So könnt ihr nichts verpassen! :)
(ba)
Hat dies auf die Stadtbibliothek Köln bloggt rebloggt und kommentierte:
Unseren Science Slam vom Oktober gibt es ab sofort zum Nachlesen und … Nach-Video-gucken!